Die Bibliothek auf der Kirchen-Empore wurde 2023 attraktiver gestaltet
Unsere beiden Bibliothekarinnen laden jeden Dienstag von 10-12 zum Stöbern, Verweilen in unserer Sitzecke und Ausleihen ein.
Wir freuen uns über Spenden von gut erhaltenen neueren Büchern.
Unsere Bibliothek haben wir hauptsächlich der berühmt-berüchtigten Satiresendung „Rudis Tagesshow“ des niederländischen Komikers Rudi Carell zu verdanken, die am 15. Februar 1987 im deutschen Fernsehen ausgestrahlt wurde. Sie schlug im Iran extrem hohe Wellen und führte unter anderem zur Schließung des Goethe-Instituts. Das iranische Staatsfernsehen und sogar die deutsche Tagesschau berichteten über das politische Erdbeben.
Der damals amtierende junge Pfarrer Lehmann wurde zwei Monate später des Landes verwiesen. Es folgte eine dreijährige Pfarrstellenvakanz. Das Pfarrhaus stand leer. Gottesdienste gab es kaum. Damals bemühten sich engagierte deutsche Frauen, dennoch einige Angebote aufrechtzuerhalten. Es gab z. B. einen Literaturkreis, der in privaten Häusern stattfand, und wöchentlich wurden in der Kirche nachmittags Filme aus den Beständen des Goethe-Instituts und der Botschaft vorgeführt. Man darf nicht vergessen, dass es damals noch kein Internet und kein Satellitenfernsehen gab.
Vera Daftari, diplomierte Bibliothekarin und Ingeborg Habibi, beide Lehrkräfte am „Goethe“, bekamen damals den Auftrag, dessen Bücherei auflösen. Ein Großteil des Bestandes wurde in ein Lager in Teherans Vorstadt Karadj verfrachtet oder LehrerInnen und anderen Personen überlassen. Die Bücher waren höchst begehrt. Die Einlagerung war allerdings ein teures Unterfangen für die Deutsche Botschaft, da sie die hohen Kosten in Devisen aufbringen musste.
Den Grundstein für unsere Gemeindebibliothek legte eine größere Bücherspende. Vera Daftari inventarisierte und katalogisierte mit Hilfe von Betty diesen ersten Schatz. Sie brachten ihn in einem der oberen Räume des leerstehenden Pfarrhauses unter. Überdies gelang es ihnen, vom damaligen Kulturreferenten der Botschaft die eingelagerten Bücher des Goethe-Instituts überlassen zu bekommen (es war nebenbei höchste Zeit: Mäuse hatten schon die Bücherkisten angenagt...).
Somit fing die neue Gemeindebibliothek im Pfarrhaus mit einem beachtlichen, wertvollen Bücherbestand an. Sie war damals die einzige deutschsprachige Bücherei. Die Österreicher hatten zwar auch eine große Bibliothek besessen, aber ihr Sprach- und Kulturinstitut hatte in den Wirren der Revolution und des Krieges ausziehen müssen und die Bücher lagerten unzugänglich in Kisten.
Als „richtiger" Bibliotheksraum für die Gemeinde war irgendwann das leerstehende Pfarrhauswohnzimmer vorgesehen. Für die Unterbringung der Bücher wurden extra neue Regale eingepasst. Unsere zwei sachkundigen Frauen richteten alles ein und liehen jeden Dienstag von 10-12 Uhr Bücher aus. Es war eine reine Frauenbibliothek und für viele Mütter ein ersehnter gemütlicher Treffpunkt. 10 bis 15 junge Frauen kamen wöchentlich mit ihren kleinen Kindern.
Das ging solange gut, bis die Gemeinde Anfang 1990 wieder einen Pfarrer – Hans-Hermann Achenbach – bekam. Frau Achenbach, die selbst kleine Kinder hatte, war verständlicherweise nicht sonderlich erbaut darüber, dass an jeden Dienstag ihre Privatsphäre der Öffentlichkeit preisgegeben war und ein Pulk von Müttern mit Kindern in ihren Salon einfiel. Die Frauen konnten sich jedoch durchsetzen, und die dienstäglichen Bibliotheksöffnungszeiten blieben bestehen.
Gemeindekirchenrätin Ingeborg Habibi hatte schließlich die rettende Idee, speziell für die Bibliothek einen Aufbau auf den Nebenraum der Kirche zu machen. Pfarrer Dr. Alexander von Oettingen, nach einem Jahr Vakanz Pfarrer Achenbachs Nachfolger (dieser war im Sommer 1993 ausgewiesen worden) setzte das Projekt 1995 um. Als der Bau fertiggestellt war, richteten Vera Daftari und Betty die neue Bücherei ein. Inzwischen waren einige beliebte Zeitschriftenabonnements hinzugekommen (Spiegel, Geo, Burda).
Mittlerweile hatten die Österreicher neue Räume für ihr Sprachinstitut im jetzigen Österreichischen Kulturforum ÖKF in Betrieb genommen und installierten dort ihre große Bibliothek, für deren Leitung 1997 Frau Daftari angestellt wurde. Betty führte nun unsere Bibliothek im Alleingang. Nach der Rückkehr Frau Daftaris nach Deutschland übernahm Betty 1998 die Leitung der Bibliothek des ÖKF und arbeitete für unsere Gemeindebücherei Regina Safvat ein, die sich von 1999 bis 2010 um diese kümmerte. Ihre Nachfolgerin wurde sechs Jahre lang Eva-Maria Etemad.
Seit Ende 2016, nach ihrem Umzug auf die Empore, wird die Bibliothek von Isolde Samii geführt, anfangs unterstützt durch Brigitte Gudarzi, seit 2018 auch wieder durch Betty.
Unsere Bücherborde quellen schon seit Jahren laufend über, weil nicht nur neue deutschsprachige Bücher aus der Teheraner Buchmesse als Spende eingingen, sondern zunehmend Berge von alten Büchern aus Haushaltsauflösungen angekarrt wurden. Deshalb haben im Verlauf der letzten 20 Jahre alle PfarrstelleninhaberInnen, angefangen von Karl Jacobi bis zu Dr. Barbara Bürkert-Engel, große Anstrengungen unternommen, die Bibliothek zu renovieren, umzugestalten und mit engangierten Ehrenamtlichen zu aktualisieren.
Unsere Bücherei lädt inzwischen übersichtlich und in attraktiven Zustand auf der Kirchenempore mit gemütlichen Sitzecken zum Schmökern und Ausleihen ein.
Schauen Sie doch mal vorbei!
Isolde Samii und Betty freuen sich über Ihren Besuch.